WEIHNACHT TRIFFT RAUHNACHT

Notwendigkeit, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften Trost zu spenden. Denn dort lagen schönsten aller Kämme, eine ganze Garnitur davon, seitlich und hinten einzustecken. Della hatte sie schon seit langem in einem Schaufenster am Broadway bewundert. Es waren herrliche, mit Edelsteinen und Perlen verzierte Käme aus echtem Schildplatt, die von genau der Farbe waren, die zu ihrem verschwundenem Haar gepasst hätte. Es waren teure Kämme, das wusste sie, und ihr Herz hatte sie voller Sehnsucht begehrt, doch hatte sie nie auch nur im Entferntesten zu hoffen gewagt, sie jemals zu besitzen. Jetzt gehörten sie ihr, nur waren die Flechten nicht mehr da, die der ersehnte Schmuck zieren sollte. Doch Sie drückte ihn ans Herz, und schließlich konnte sie auch mit verweinten Augen und einem Lächeln aufblicken und versichern: „Meine Haare wachsen ja so schnell, Jim!“ Da plötzlich sprang sie auf wie ein Kätzchen, das sich das Fell versengt hat und rief: „Oh, oh!“Jim hatte ja sein wunderschönes Geschenk noch nicht gesehen. Sie hielt es ihm eifrig auf der geöffneten Hand entgegen. Das kostbare, matt glänzende Metall schien plötzlich aufzuleuchten und ihr helles kristallklares Wesen widerzuspiegeln. „Ist sie nicht prächtig? Ich habe die ganze Stadt nach bis ich sie endlich gefunden habe. Jetzt kannst du getrost hundertmal am Tag nach der Zeit sehen. Gib mir deine Uhr. Ich will doch mal sehen, wie sie dazu aussieht.“ Aber Jim tat nicht, was sie sagte. Stattdessen ließ er sich auf das Sofa fallen, faltete die Hände hinterm Kopf und lächelte. „Della“, sagte er, „lass uns unsere Weihnachtsgeschenke wegpacken und eine Weile aufheben. Sie sind zu schön,als dass wir sie gleich jetzt benutzen sollten. Ich habe die Uhr verkauft, um das Geld für deine Kämme zu bekommen. Und jetzt, denke ich, wärs an der Zeit, die Koteletts aufs Feuer zu stellen.“ Die Heiligen Drei Könige waren, wie Sie wissen werden, weise Männer, - wunderbar weise Männer -, die dem Kind in der Krippe Geschenke brachten. Sie erfanden die Kunst des weihnachtlichen Schenkens. Und da sie weise waren, wählten sie Ihre Gaben zweifellos mit Bedacht und behielten sich für den Fall, dass eine davon schon vorhanden sein könnte, das Recht vor, sie nach dem Fest umtauschen zu können.Und da habe nun ich, nicht sehr geschickt übrigens, Ihnen die ziemlich ereignislose Geschichte von zwei törichten Menschenkindern in einer möblierten Wohnung erzählt, die so unklug waren, einander ihre größten Schätzezu opfern. Doch in einem Schlusswort an die Weisen unserer Tage lassen Sie mich noch eines sagen, dass nämlich von allen, die schenken, diese beiden die Weisesten waren. Von allen, die schenken und beschenkt werden, sind Menschen wie sie am weisesten. Immer und überall. Sie sind die Könige.

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